Colitis ulcerosa

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Überblick
Die Autoimmunerkrankung Colitis ulcerosa gehört zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Befallen ist dabei ein Teil des Verdauungstraktes, der Dickdarm. Die Erkrankung befällt meist Menschen im jüngeren Alter zwischen 16 und 30 Jahren und hält ein Leben lang an. In Deutschland leben aktuell rund 170.000 Menschen mit der Diagnose Colitis ulcerosa, jährlich gibt es 4-10 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die Erkrankung ist überwiegend in Europa und Amerika vorzufinden, im asiatischen Raum tritt sie kaum auf. Eine genaue Zahl zu der Verbreitung der Krankheit weltweit kann nicht genannt werden, da in vielen Fällen die Abgrenzung zu Morbus Crohn fehlt.

1. Was ist Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa ist wie auch Morbus Crohn eine Autoimmunerkrankung, die einen schubförmigen chronischen Verlauf hat und nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft nicht heilbar, aber gut therapierbar ist. In 5-15% der Fälle ist der Ausbruch der Erkrankung vor dem 16. Lebensjahr, während fast 60% der Betroffenen die ersten Symptome im Alter zwischen 16 und 30 Jahren bekommen. Aber auch im höheren Alter kann die Erkrankung auftreten. Colitis ulcerosa befällt den Dickdarm (Colon) und den Mastdarm (Rectum). Dort beginnen die entzündlichen Prozesse, die für die Symptomatik verantwortlich sind. Angegriffen wird die Schleimhaut im Darm, dort bilden sich Geschwüre. Meist beginnen die Geschwüre im Mastdarm, breiten sich weiter im Dickdarm aus und können in seltenen Fällen das Ende des Dünndarms mit belasten. Die Entzündung bleibt auf der Schleimhaut und befällt nicht die tieferen Schichten des Gewebes. [1]

Die Erkrankung besteht dauerhaft und bringt im Laufe der Zeit tendenziell Verschlechterungen mit sich, da Teile der Schleimhaut zerstört werden und dadurch wichtige Stoffwechselvorgänge nicht mehr hinreichend gewährleistet werden können. Ebenso erhöht Colitis ulcerosa das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

Bei Colitis ulcerosa handelt es sich um eine nicht infektiöse Erkrankung, es ist nicht ansteckend. Die Lebenserwartung ist durch Colitis ulcerosa nicht herabgesetzt.

2. Welche Ursachen hat Colitis ulcerosa?

Bei der Colitis ulcerosa handelt es sich um eine idiopathische Autoimmunerkrankung, es gibt keine nachgewiesenen Ursachen, die zum Ausbruch führen. Es wird vermutet, dass eine Fehlregulierung des Immunsystems für die entzündliche Krankheit verantwortlich ist. Auch besteht eine genetische Disposition, Kinder und Enkelkinder von Patienten mit Colitis Ulcerosa haben ein schätzungsweise um 20% höheres Risiko, ebenfalls an Colitis ulcerosa zu erkranken.

Einige Erkrankungen treten häufig gepaart mit Colitis ulcerosa auf, dazu gehört Arthritis in der unteren Extremität, was ebenso eine entzündliche Autoimmunerkrankung ist. Außerdem gehören Osteoporose und Anfälligkeit für entzündliche Augenerkrankungen zu Risikofaktoren.

3. Welche Symptome & Anzeichen sprechen für Colitis ulcerosa?

Die Symptomatik der Erkrankung ist sehr typisch und kann unbehandelt die Lebensqualität der Patienten massiv einschränken. Mit dem Einsatz von Medikamenten ist aber einigen Patienten möglich, über Jahre hinweg ein beschwerdefreies Leben zu führen. [2]

Zu den typischen Symptomen gehören folgende:

  • Durchfall: Die Durchfälle bei Patienten sind das Leitsymptom. Diese fallen blutig und schleimig aus, was auf die Verletzungen im Dickdarm und Mastdarm zurückzuführen ist.
  • Stuhldrang: Dauerhafter Stuhldrang, auch ohne tatsächliche Not, ist für die Patienten sehr einschneidend und einschränkend in den Aktivitäten des täglichen Lebens. Häufig entwickelt sich eine psychische Komponente, die mit Scham und Ängsten verbunden ist.
  • Fieber: Die entzündlichen Prozesse wirken sich auf den gesamten Organismus aus und können Fieber verursachen. Dieses Symptom tritt nur bei akuten Schüben auf, mit einer medikamentösen Therapie meist kaum noch.
  • Schwäche: Allgemeine Abgeschlagenheit, ein Schwächegefühl und herabgesetztes Leistungsvermögen sind häufige unspezifische Symptome der Erkrankung, die häufig bereits am Anfang auftreten.
  • Bauchschmerzen: Meist ist der Bereich schmerzhaft betroffen, wo die Geschwüre am häufigsten vorkommen, also im linken Unterbauch. Das Symptom ist sehr typisch und erweckt bei der Anamnese den Verdacht.
  • Gelenkschwellungen und Augenentzündungen: Deutlich seltener kann die unspezifische Symptomatik auftreten.
  • Gewichtsabnahme: Aufgrund von starken Durchfällen kann es zu einer ungewünschten Gewichtsabnahme kommen. Der Körper schafft es nicht, die kompletten Nährstoffe aus der Nahrung zu entnehmen bevor es zum nächsten Stuhlgang kommt.
  • Untypische Symptome: In manchen Fällen kann Colitis ulcerosa zum Erbrechen und Verstopfungen führen. Dies sind keine typischen Symptome für die Erkrankung und werden für Gewöhnlich bei der Diagnostik nicht in Verbindung mit der entzündlichen Darmerkrankung gebracht.

4. Wie diagnostiziert man Colitis ulcerosa?

Die Diagnostik von Colitis ulcerosa kann sehr langwierig ausfallen und besteht aus fünf Bereichen der Untersuchung.

4.1. Anamnese:

Der Patient tätigt im Arztgespräch verschiedenste Angaben zu seinem Allgemeinzustand. Dazu gehört das Beschreiben der Symptome, die den Patienten belasten. Es werden Angaben zur Häufigkeit und Konsistenz des Stuhlgangs getätigt, ebenso wird die komplette Krankheitsgeschichte erfragt. Auch familiäre Veranlagung, Ernährungsgewohnheiten, Schmerzen, Reisen der letzten Monate, Suchtverhalten oder Impfungen können dem Mediziner wertvolle Informationen liefern. [3]

4.2. Körperliche Untersuchung:

Hier werden allgemeine Daten erhoben, z. B. Größe, Gewicht, Puls und Blutdruck, Temperatur sowie Veränderungen der Haut und der Augen. Ebenso ist die Palpation vom Bauch ein wichtiger Test bei Verdacht auf Colitis ulcerosa. Viele Patienten reagieren mit Schmerz auf abdominalen Druck, vor allem im linken Unterbauch.

4.3. Laboruntersuchungen:

Zur weiteren Diagnostik wird ein großes Blutbild angelegt, ebenso wird ein Test mit Urin und Stuhl angeordnet. Im Stuhl kann mithilfe des Tests Blut, ggf. Erreger, Calprotectin und andere wichtige Werte nachgewiesen werden.

4.4. Endoskopie:

Um Entzündungen bzw. Geschwüre nachzuweisen wird eine Koloskopie, also eine Darmspiegelung durchgeführt. Gleichzeitig wird eine Biopsie vorgenommen, um im Gewebe Entzündung und für Colitis ulcerosa typische Veränderungen nachzuweisen.

4.5. Sonographie

Mit einer Sonographie wird im Darm die Beschaffung und Ausbreitung der befallenen Stellen untersucht, um eine präzisere Behandlung festzulegen.

 

▶ Grundsätzlich sollten die Patienten möglichst viel anbieten und alle Symptome und Veränderungen ansprechen, auch wenn diese nicht relevant vorkommen. Je mehr Informationen der Arzt hat, desto schneller und genauer kann eine Diagnose gestellt werden. Häufig kommt es zu Verwechslungen, insbesondere mit der chronisch-entzündlichen Erkrankung Morbus Crohn. Differenzialdiagnostik spielt hier eine große Rolle, denn nur mit einer richtig gestellten Diagnose kann der Patient schnellstmöglich eine Behandlung bekommen.

5. Wie ist der typische Krankheitsverlauf?

Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung verläuft in den meisten Fällen in Schüben. In nur wenigen Fällen besteht die Entzündung im Darm dauerhaft. Eine Prognose ist aber nicht möglich, da die Verläufe sehr individuell sind. Einige Patienten erleiden nur wenige Schübe im ganzen Leben, andere haben mehrere Ausbrüche jährlich. Auch die Abstände zwischen den Schüben sind nicht planbar, es können mehrere Schübe aufeinander folgen und anschließend ein Jahr pausieren. Mit einer regelmäßigen Einnahme von Medikamenten können die Schübe seltener und weniger stark ausfallen.

Neben dem regulären Verlauf kann es zu Komplikationen kommen. Diese treten deutlich häufiger bei besonders schweren Verläufen sowie bei einer fulminanten Colitis auf. Eine fulminante Colitis ist ein besonders heftiger, schmerzhafter, lang andauernder und schwerer Schub. Es gibt vier Komplikationen, die bei manchen Patienten auftreten:

  • Toxisches Megakolon: Dabei ist die gesamte Darmwand massiv entzündet. Für den Patienten kann es lebensbedrohlich ausfallen und muss operiert werden.
  • Darmdurchbruch: Beim Darmdurchbruch handelt es sich um eine akute, lebensbedrohliche Komplikation, die mit einer Not-Operation behandelbar ist.
  • Schwere Darmblutungen: Darmblutungen können als eine Folge vom toxischen Megakolon entstehen und müssen akut behandelt werden. Einige Patienten auf eine Bluttransfusion angewiesen.
  • Darmkrebs: Im Laufe der Zeit kann es zu einer karzinogenen Erkrankung im Darm kommen. Dauerhafte Entzündungen sind für eine Tumorentwicklung begünstigend. Daher ist es für Patienten mit Colitis ulcerosa von höchster Bedeutung, sich regelmäßig auf Darmkrebs untersuchen zu lassen. Je länger und schwerer die Erkrankung andauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Tumor. Dieser ist in vielen Fällen Operabel, ein künstlicher Darmausgang kann die Folge sein.

6. Welche Behandlungsmethoden bzw. Therapien gibt es?

6.1 Schulmedizin

Die Behandlung von Colitis ulcerosa ist individuell und richtet sich nach der Symptomatik, die ein Patient aufweist. Zum Einsatz kommen verschiedene Mittel, abhängig davon, ob ein akuter Schub vorliegt. Folgende Medikamente kommen zum Einsatz:

  • Aminosalicylate (Entzündungshemmende Wirkung)
  • Kortikoide
  • Immunsupressiva
  • Antibiotika

 

Normalerweise kann der Patient ambulant behandelt werden, nur bei schweren Schüben ist eine stationäre Behandlung nötig. Bei schweren Komplikationen wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Einige Patienten bekommen zusätzlich eine psychotherapeutische Unterstützung. [4]

6.2 Naturheilkunde

Die Naturheilkunde bietet vor allem im Bereich der natürlichen Zusatzstoffe und Spurenelemente einen wichtigen Bestandteil der Behandlung. Nahrungsergänzungsmittel kommen zum Einsatz, um den Mangel an Vitaminen und Spurenelementen auszugleichen.

Phytotherapeutika wie Cannabidiol enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend wirken und die Medikamente auf eine sanfte und natürliche Weise unterstützen. Auch für den Erhalt der Darmflora können pflanzliche Mittel eingesetzt werden. Stoffe wie Curcumin (im Gewürz Kurkuma enthalten) ist z. B. ein beliebtes Mittel bei Patienten mit Colitis ulcerosa.

Des Weiteren sollte Selen, Zink, Vitamin B, Omega-3-Fettsäuren und Eisen reichlich zugeführt werden. Manche Patienten entwickeln aufgrund der fehlenden Spurenelemente eine Anämie, mit pflanzlichen Zusatzstoffen, richtigen Gewürzen und wertvollen Ölen können die Mängel ausgeglichen werden.

6.3 Alternative Therapieformen

Alternative Heilkunde findet unterstützend Anwendung bei Patienten. Neben einer homöopathischen Behandlung hat sich z. B. die traditionelle chinesische Medizin, vor allem die Akupunktur bewährt. Auch Probiotika sollen den Darm unterstützen, eine gesunde und funktionsfähige Darmflora zu erhalten. Diese ist nicht nur für die Verdauung, sondern für die allgemeine Gesundheit und das Immunsystem von höchster Bedeutung. [5]

7. Gibt es Hausmittel für Colitis ulcerosa?

Die Patienten können die Behandlung mit Entspannungstechniken unterstützen. Die Erkrankung hat eine negative Auswirkung auf die psychische Stabilität und Stress im Allgemeinen belastet den Verdauungstrakt. Daher ist es wichtig, den negativen Stress möglichst gering zu halten, um die Symptomatik nicht zu verschlimmern. Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation, Traumreisen, Meditation oder Autogenes Training bringen mehr Stabilität und unterstützen die Prozesse im Körper. Eine Stressreduktion kann sich positiv auf Entzündungen auswirken.

Außerdem können verschiedene Tees die Beschwerden lindern. Dazu gehören z. B. Minztee, Kamillentee, Ingwertee oder Gerstengrastee. (Quelle)

8. Wie kann man Colitis ulcerosa vorbeugen?

Aktuell gibt es keine präventive Möglichkeit, den Ausbruch von Colitis ulcerosa zu verhindern.

9. Ernährung bei Colitis ulcerosa

Die Therapie von Colitis ulcerosa besteht neben der medikamentösen Behandlung auch aus dem Zufuhr von zahlreichen Vitaminen und Spurenelementen. Da der Darm in seiner Funktion durch Entzündungen eingeschränkt ist und der Nahrungsbrei mit Durchfällen sehr rasch den Verdauungstrakt passiert, ist es dem Körper nicht möglich, notwendige Stoffe rechtzeitig aus der Nahrung zu ziehen. Daher ist es wichtig, über die Ernährung und Zusätze die fehlenden Stoffe zu ergänzen, sich sehr vitaminreich zu ernähren und auf die Zusammensetzung der Lebensmittel zu achten.

Wichtig ist es, die Ernährung sehr ausgewogen zu gestalten und dem Körper die Aufnahme von Vitaminen und Nährstoffen möglichst einfach zu gestalten. Geeignet sind z. B. Smoothies, da in der Zubereitung bereits die Zellwände zerstört werden und die Fruchtmasse schon „offen“ im Verdauungstrakt ankommt. Ebenso wird eine Aufnahme von verschiedenen Nüssen, Samen, Kernen und Ölen empfohlen, die wertvolle Mineralien, Vitamine und Fette beinhalten. Abstand sollte man von schwer verdaulichen, industriell verarbeiteten, stark zuckerhaltigen und blähenden Lebensmitteln genommen werden. Auch der Alkoholgenuss sollte auf das Minimum reduziert werden oder besser gänzlich gestrichen. [6]

Es ist grundsätzlich zu empfehlen, gemeinsam mit einem Diätassistenten einen Ernährungsplan zu erarbeiten, der an die individuellen Bedürfnisse angepasst ist und am besten die entstehenden Mängel ausgleichen kann.

Quellenverzeichnis:

  1. http://flexikon.doccheck.com/de/Colitis_ulcerosa#Epidemiologie
  2. https://bessergesundleben.de/hausmittel-gegen-colitis-ulcerosa/
  3. Natürliche Gesundheit bei MC/CU: und anderen chronischen Darm- und Autoimmunerkrankungen von Andreas Ulmicher. Verlag: Books on Demand (2005)
  4. Der große Patientenratgeber von J. Seiderer-Nack. Verlag: W. Zuckschwerdt Verlag (2016)
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31279175
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31276585
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