MMS – Miracle Mineral Supplement – gefährliche Wundermittel

Lesedauer 4 Minuten

Das von Heilern als Wundermittel angepriesene Miracle Mineral Supplement – kurz MMS – ist eine Werbelüge mit gravierenden Folgen. Denn es handelt sich hierbei nicht, wie vom Hersteller beschrieben, um eine Nahrungsergänzung. Bereits seit den 90er Jahren wird bei MMS eine Warnung laut und es wird darauf verwiesen, dass das Präparat keine Wirkung – dafür aber eine ganze Bandbreite lebensgefährlicher Nebenwirkungen erzielt. Der Artikel klärt auf, warum man kein MMS kaufen und sich nicht mutwillig oder aus Unkenntnis mit Chlordioxid vergiften sollte. Der Beitrag greift die Heilversprechen auf und zeigt auf, dass keine dieser Wirkungen eintreten kann. MMS Erfahrungsberichte im Internet warnen davor, dass die Einnahme zu lebensbedrohlichen Reaktionen führt.

1. Was ist MMS?

Das als Nahrungsergänzung verkaufte Präparat ist eine Chemikalie, die aus Natriumchlorit hergestellt wird. Durch die Aktivierung der Chemikalie entsteht Chlordioxid. Miracle Mineral Supplement ist sehr ätzend, brandfördernd und umweltschädlich sowie sehr giftig. [1] Die Chemikalie Chlordioxid kann zu lebensbedrohlichen Verätzungen im Körper und damit zum Tod führen. Keinesfalls ist das Produkt von Jim Humble das, wofür es ausgegeben wird.

Hinzu kommt, dass keine der beworbenen Wirkungen jemals in einer Studie nachgewiesen oder nur annähernd bescheinigt werden konnte. Bei diesem Supplement aus Natriumchlorit handelt es sich um eine giftige Substanz, die eine chemische Verbindung aus dem Chemiebaukasten und kein Wundermittel für die Heilung schwerer Erkrankungen darstellt. In einem Ursprung ist die Chemikalie ein Bleichmittel, das bis 1957 zum Beispiel für die Aufhellung von Mehl verwendet wurde. Durch die nachweislich lebensbedrohlichen Nebenwirkungen ist Natriumchlorit in Deutschland in Arzneimitteln unzulässig und darf ebenso wenig als oder für Lebensmittel verwendet werden.

Das als Heilmittel und Nahrungsergänzung beschriebene Produkt ist eine chemische Verbindung, die im Körper reagiert und beim Kontakt mit Säure gefährliches Chlordioxid freisetzt.

2. Wie wirkt MMS angelich?

Der Hersteller beschreibt die Wirkung der Substanz als Wunderheilung, die bei Erkrankungen wie Aids, Krebs oder Hepatitis eintreten soll. Um den Effekt zur erzielen, muss das aus Natriumchlorit hergestellte Präparat aktiviert und mit Flüssigkeit eingenommen werden. Die Aktivierung basiert auf der Auflösung in Wasser und der Beimengung von Säure, beispielsweise Zitronensäure. Wer diese Mischung trinkt, soll von seinen Leiden geheilt werden und wieder vollständig genesen.

Bei den Wirkungsberichten handelt es sich ausschließlich um Werbestrategien. Eine wirkliche Wirkung im positiven Sinne wurde nie nachgewiesen und ist aufgrund der ätzenden Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen vom medizinischen Standpunkt her ausgeschlossen. Die Umwandlung in Chlordioxid führt nicht zur Wunderheilung, sondern kann den Patienten in eine lebensbedrohliche Lage mit Todesfolge bringen. Von Befürwortern wird die Wirkung ganz anders beschrieben. Hier spricht man von einer Unschädlichmachung erkrankter Zellen, in dem man diese übersäuert und so das weitere Wachstum verhindert. Die eindeutigen Heilversprechen wurden bereits juristisch geahndet und verstoßen gegen das Heilmittelgesetz, sowie gegen die ethische und moralische Verantwortung dem Menschen gegenüber. Fakt ist, dass keine der angepriesenen Wirkungen bisher nachweislich eingetreten ist. Es gibt keine nachprüfbaren und der Wahrheit entsprechenden MMS Erfahrungsberichte, die eine Wunderheilung oder auch nur die Linderung einer schweren Erkrankung belegen.

Aussage des Entwickler Tatsächliche Wirkung
* heilend keine Studie belegt diese These
* säurebildend ja, mit ätzenden und lebensbedrohlichen Nebenwirkungen
* nebenwirkungsfrei nein – aber wirkungsfrei
* natürlich nein – das Präparat entspringt dem Chemiebaukasten
* bei schweren Erkrankungen empfohlen Heilung ausgeschlossen, Gesundheitsgefährdung sicher

3. Gegen welche Beschwerden soll MMS angeblich?

Die Versprechen des Herstellers lassen Hoffnung schöpfen. Doch handelt es sich bei diesem Präparat um Quacksalberei mit gefährlichen Folgen. Weder gegen Aids, noch gegen Hepatitis oder Krebs und andere schwere Erkrankungen erzielt Chlordioxid eine heilende Wirkung. Wissenswert ist, dass es sich nicht – wie oftmals vermutet – um NaCl, also um konventionelles Kochsalz handelt. Wenn von Natriumchlorit die Rede ist, handelt es sich um das lebensbedrohliche Bleichmittel, das durch die Kombination des Produkts mit einem säurehaltigen Reaktionsstoff entsteht. Neben den bereits erwähnten Erkrankungen wird das Präparat auch zur Heilung von Malaria und von Autismus im Internet empfohlen. Auffallend ist, dass Risiken und Nebenwirkungen grundsätzlich unerwähnt bleiben.

Laut Entwickler erfährt der Patient durch die Behandlung Linderung bei

  • Aids
  • Hepatitis
  • Krebs
  • Malaria
  • Autismus

 

Das Präparat wird als homöopathisches Heilmittel beworben und soll gegen all die Erkrankungen helfen, die schulmedizinisch nicht oder nur schwer geheilt werden können. Allein diese Tatsache sollte zum Nachdenken anregen und bei MMS als Warnung verstanden werden. Die aufgeführten Krankheiten werden ganz besonders hervorgehoben. Doch der Entwickler von MMS geht in der Werbung noch einen Schritt weiter und spricht davon, dass das als Supplement angebotene Produkt in der richtigen Dosierung praktisch jegliche Erkrankung heilt.

3.1 gegen Aids

Im Internet gibt es keinerlei MMS Erfahrungsberichte, die von einer plötzlichen Heilung an Aids erkrankter Patienten berichten. Dennoch wird das Präparat weiter als Wundermittel beworben und Erkrankte werden darauf hingewiesen, dass sie MMS kaufen sollen und durch die Einnahme genesen. Die MMS Anwendung heilt HIV nicht, sondern führt durch die Risiken von Chlordioxid zu Verätzungen der Speiseröhre und der Magenschleimhaut. [2] Der Hersteller macht eindeutige Heilversprechen und beschreibt das Chlordioxid in MMS als wirkungsvolles Medikament gegen eine Erkrankung, für die seriöse Forscher und Wissenschaftler bis zum heutigen Zeitpunkt kein Heilmittel entwickeln konnten. Je nach Konzentration treten die Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Darmschäden oder Nierenversagen auf. Auch Blutdruckabfall und schwerste Verätzungen der Schleimhäute sind Folgen von Chlordioxid.

3.2 bei Krebs

Ein weiterer, von Jim Humble empfohlener Anwendungsbereich von MMS Tropfen ist Krebs. Laut Erfinderangaben sollen mutierte Zellen durch das Chlordioxid unschädlich gemacht werden. Eine Schädigung der gesunden Zellen und der Schleimhäute bleibt auch in dieser Anwendungsempfehlung außen vor, so dass der Patient nicht über die Risiken und lebensbedrohlichen Gefahren in Kenntnis gesetzt wird. Für nur 20 EUR sollen an Krebs erkrankte Menschen wieder ein normales und gesundes Leben führen, ohne dass sie sich zu einer Chemotherapie oder zur Bestrahlung entschließen müssen. Wie auch bei Aids gibt es keinerlei Informationen darüber, dass jemals ein Krebspatient durch Jim Humble MMS geheilt worden wäre. [3] Der Erfinder des Präparats wirbt mit der Hoffnung, dass eine Heilung möglich und ohne die bekannten Nebenwirkungen der Schulmedizin realisierbar wäre. Doch wer diesen Versprechen Glauben schenkt, wird nicht vom Krebs geheilt, sondern schädigt seinen Körper zusätzlich in hohem Maße. Laut Humble soll die Krebszelle durch die Anwendung so übersäuern, dass sie abstirbt.

3.3 gegen Hepatitis

Nach dem gleichen Prinzip wie bei Aids und Krebs soll die Heilung bei Hepatitis erfolgen. Das aufgelöste, mit einer Säure kombinierte Miracle Mineral Supplement soll in die geschädigten Zellen eindringen und sie unschädlich machen. Humble behauptet weiter, dass mutierte Zellen basisch sind. Mit dieser These begründet er die vermeintliche Wirkung des Präparats, das die Zellzerstörung durch Säure erzielen soll. Weiter behauptet er, dass sich um die erkrankte Zelle ein Säureschutzmantel aufbaut, so dass eine Neuerkrankung nicht möglich ist. Die Wahrheit ist, dass Chlordioxid Hepatitis nicht heilen und die Genesung fördern kann. Vielmehr zerstört die Einnahme des Supplements alle, darunter auch die gesunden Zellen. Die intrazelluläre Übersäuerung mit einer Chemikalie wie MMS Tropfen kann rein logisch nicht eintreten. Ehe das Präparat eine erkrankte Zelle erreichen und sie übersäuern könnte, bahnt es sich seinen Weg durch die Mundhöhle in die Speiseröhre und in den Magen. [4]

4. Wie wird MMS eingenommen bzw. wie dosiert man es?

Auf Basis der bekannten Risiken und lebensgefährdenden Gefahren darf das Präparat in keiner Dosierung eingenommen werden. Selbst in sehr starker Verdünnung der Tropfen kommt es zur Umwandlung von Natriumchlorit in Chlordioxid. Laut Empfehlung des Entwicklers MMS von Jim Humble in einem Verhältnis von 1,2 bis 1,8 mg pro Liter Wasser verdünnt werden. Das würde bedeuten, dass der Patient pro Tag 6x 2 bis 3 Tropfen einnehmen muss. Die einzig gesunde Empfehlung für Jim Humble MMS ist die Warnung, kein MMS zu kaufen und es keinesfalls einzunehmen. Von jeglicher MMS Anwendung kann zugunsten der Gesundheit nur abgeraten werden. Die Anwendung ist keine Behandlung, sondern eine selbst herbeigeführte und schleichende Vergiftung.

Auch in kleinsten Dosen darf die ätzende Substanz nicht in den Körper gelangen oder – wie ebenfalls vom Entwickler empfohlen – einem Baby oder einem Kleinkind verabreicht werden.

5. Fazit: Warum ist MMS so schädlich?

Die Schädlichkeit des Präparats basiert auf der Reaktion mit Säure. Selbst wenn die Aktivierung des Natriumchlorit nicht bewusst durch den Zusatz von Zitronensäure vorgenommen wird, kommt es zur Umwandlung in Chlordioxid. Die menschliche Schleimhaut bildet Säure, die das Chlordioxid im MMS freisetzt und die Gefahr einer Verätzung fördert. In Deutschland ist der Einsatz von Chlordioxid in und für Lebensmittel verboten. Denn es handelt sich hierbei um ein Desinfektions- und Bleichmittel, nicht um eine für die Einnahme geeignete Substanz. Die Nebenwirkungen bei der Anwendung des Jim Humble Präparats haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft und sollten als MMS Warnung verstanden werden. Die größte Gefahr basiert auf der Beschreibung des Herstellers, der im Zusammenhang mit dem Produkt von einem Nahrungsergänzungsmittel, einem Supplement spricht. Keine Erwähnung finden Begriffe wie Chemikalie und Bleichmittel, die allerdings eine authentische Beschreibung ausmachen würden. Chlordioxid verätzt die Schleimhäute und kann in größerer Menge und bei häufiger Einnahme zum Tod führen. [5]

Quellenverzeichnis:

  1. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/08/15/fda-warnt-vor-mms
  2. https://www.handelsblatt.com/technik/medizin/miracle-mineral-supplement-bundesinstitut-warnt-vor-wundermittel-mms/11429904.html?ticket=ST-4616526-uPqFuzU1Ccfedih20dUZ-ap4
  3. https://www.welt.de/gesundheit/article137893602/Wundermittel-MMS-enthaelt-aggressive-Chemikalien.html
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12374588
  5. https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Miracle%20Mineral%20Supplement
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