Multiple Sklerose

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Multiple Sklerose (zumeist als MS abgekürzt), oder auch Encephalomyelitis disseminata, ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die zum neurologischen Kreis gehört. In Deutschland leiden ca. 0,1-0,2% der Menschen an MS, die ersten Symptome treten dabei im Alter von 20-40 Jahren, deutlich seltener früher oder später. Es liegt eine Disposition nach Geschlecht vor, 70% der Erkrankten sind weiblich. Multiple Sklerose verursacht bei Betroffenen Entzündungsherde im Gehirn und greift die Nervenzellen an, wodurch Funktionsausfälle aller Sinnes-, Bewegungs- und Organsysteme verursacht werden können.

1. Was ist Multiple Sklerose?

Das Merkmal der neurologischen Erkrankung sind Entzündungen, die das zentrale Nervensystem angreifen. Dabei können diese Entzündungsherde willkürlich und ohne Struktur in allen Teilen des Gehirns sowie im Rückenmark auftreten, Teile des Nervengewebes zerstören und somit die Funktion der Bereiche einschränken, die durch die entsprechenden Nervenzellen versorgt wurden. Des Weiteren werden bei der multiplen Sklerose die Myelinscheiden der Nervenzellen zerstört.

 

Eine Nervenzelle, also ein Neuron, besteht aus dem sternförmigen Zellkörper, der den Zellkern enthält. Abgehend von dem Zellkörper befinden sich die sogenannten Dendriten, die für die Aufnahme von Informationen zuständig sind. Für die Weiterleitung der Reize wird der Axon genutzt, ein sogenannter „Zellschwanz“, der die Impulse an Dendriten anderer Neuronen weiterleitet. Die Weiterleitung der Impulse (Informationen und Befehle) erfolgt elektrisch, die Übertragung vom Axon zu Dendriten ist wiederrum chemisch. Die Botenstoffe werden am Ende des Axons in Vesikel (Bläschen) geschlossen und durch die Synapsen der Dendriten der nächsten Nervenzelle aufgenommen. Da die elektrischen Impulse das Axon durchlaufen, ist dieser durch eine Myelinscheide geschützt. Dabei handelt es sich um eine „Hülle“, also Isolierung aus Eiweiß, die das Verlaufen des elektrischen Impulses im umliegenden Gewebe verhindert. Wird die Myelinscheide durch die Erkrankung beschädigt oder zerstört, können die Befehle des Körpers nicht vom Gehirn zum Zielort durchgeleitet werden, wodurch es zum Ausfall von Funktionen kommt. Die Zerstörung der Neuronen und Myelinscheiden ist endgültig und somit nicht reversibel. [1]

 

Dadurch, dass die Entzündungsherde an beliebigen Orten des zentralen Nervensystems auftauchen können, sind die Symptome sehr vielseitig und es kann jeder Bereich des Körpers betroffen sein. Die Autoimmunerkrankung ist therapierbar, aber nicht heilbar.

2. Welche Ursachen hat Multiple Sklerose?

Die Ätiologie und Pathogenese der Erkrankung sind nicht hinreichend erforscht. Nach dem aktuellen Stand handelt es sich um eine idiopathische Autoimmunerkrankung, die jeden Menschen gleichermaßen befallen kann. Weltweit sind rund 2,5 Millionen Menschen an MS erkrankt, davon leben ca. 200.000 in Deutschland, was rund 8% der gesamten Patienten ist. Somit ist der Anteil der MS-Patienten in Deutschland vergleichsweise hoch. Die Verbreitung der Erkrankung ist regional sehr unterschiedlich, besonders stark sind Gebiete mit einem gemäßigten Klima betroffen, also Europa und Nordamerika. (Quelle) Daher wird auf ein kontinental verbundenes Risiko geschlossen, welches aber nicht hinreichend belegt ist.

Ein weiterer Risikofaktor für die multiple Sklerose ist das Rauchen sowie eine genetische Disposition, Kinder und Enkel von MS-Patienten erkranken deutlich häufiger. Die multiple Sklerose ist nicht durch Erreger bedingt und nicht ansteckend. Die Lebenserwartung bei multipler Sklerose wird aktuell nur kaum abweichend angegeben.

3. Welche Symptome & Anzeichen sprechen für Multiple Sklerose?

Die multiple Sklerose ist eine Krankheit, die unterschiedlicher nicht ausfallen könnte. Die Symptomatik ist teils sehr unspezifisch, häufig wird multiple Sklerose erst Jahre nach dem ersten Schub diagnostiziert.

Die Symptome kann man in unterschiedliche Kategorien unterteilen, im Laufe der Erkrankung kommen immer mehr weitere dazu, die unabhängig voneinander sind.

 

Bewegungsapparat

Zu den Symptomen der MS gehören Bewegungsstörungen und Schmerzen in Gelenken, Muskeln und dem Bandapparat (Sehnen und Bänder). Es kommt zu Bewegungseinschränkungen, Hypertonus, Krämpfen, Spastiken, Paresen und Plegien (unvollständige und vollständige Lähmung). Eine vollständige Bewegungsunfähigkeit von Extremitäten ist möglich. Häufig ist die Fähigkeit zu Gehen betroffen, einige Patienten sind auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen. Die Hilfsmittel werden teils dauerhaft, teils nur in den Schüben benötigt. Ebenso kann es zum Nachlassen der Kraft und der körperlichen Ausdauer kommen.

 

Sensorik

Alle sensorischen Systeme können betroffen sein. Typisch ist in einem Schub eine plötzlich auftretende und sich nicht verändernde Sehstörung, häufig ist es das erste Symptom, was den Verdacht auf multiple Sklerose weckt. Auch im Verlauf der Krankheit können das Sehzentrum oder die Sehnerven beschädigt werden, auch Blindheit kann Folge sein.

Die Oberflächensensibilität ist sehr häufig betroffen, dazu gehören Taubheit, Kribbeln, Missempfindungen oder vollständiges Ausbleiben von haptischer Wahrnehmung auf der Haut. Auch Geschmacks- und Geruchsnerven können betroffen sein. Zu den betroffenen Sinnen gehört auch das Gleichgewicht, viele Patienten entwickeln nach einiger Zeit eine Gleichgewichtsstörung.

 

Organsysteme

Meist im späteren Stadium kann es zur Einschränkung diverser Organsysteme kommen, dazu gehört die Lunge, der Verdauungstrakt oder die Haut. Das Herz ist seltener betroffen, da es in der Lage ist eigene Impulse zu bilden. Im Verlauf kann es zu Harn- und Stuhlinkontinenz kommen. Ebenso ist häufig das Libido eingeschränkt, Impotenz gehört ebenso zu den Symptomen.

 

Fatigue

Die Fatigue ist ein typisches Symptom bei multipler Sklerose. Dabei handelt es sich um eine anhaltende Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit, der Antrieb ist stark vermindert, die Denkprozesse sind teils verlangsamt. Die Patienten mit der Fatigue fühlen sich dauerhaft müde, aber Schlaf und Ruhe lindern das Symptom kaum. Die Fatigue ist für die Partizipation massiv einschränkend.

 

Depressionen und psychische Verstimmungen

Für viele MS-Patienten ist die Diagnose solch ein einschlagendes Erlebnis, dass sie professionelle Betreuung benötigen. Jeder fünfte Patient mit multipler Sklerose entwickelt eine Depression, die reversibel sein kann. Auch depressive Phasen mit chronischer Lustlosigkeit, Appetitlosigkeit, Einbruch im Selbstwertgefühl, Angstzuständen und Panikattacken sind möglich. Einige MS-Patienten sind suizidgefährdet.

 

Kognitive Einbußen

Auch die kognitive Leistung kann nachlassen. Dazu gehören Gedächtnisstörungen (am häufigsten ist das mittelfristige Langzeitgedächtnis betroffen), eine stark herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeitsstörung, manchmal kann es zu Orientierungsstörungen kommen.

 

Weitere unspezifische Symptome

Der Allgemeinzustand der Patienten ist häufig eingeschränkt, das Immunsystem belastet. Durch immunsuppressive Medikamente sind Menschen mit multipler Sklerose stärker für Infektionen anfällig. Auch typisch sind unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, geringe Ausdauer, Bauchschmerzen, Atemprobleme, Verspannungen, Tinnitus und andere.

4. Wie diagnostiziert man Multiple Sklerose?

Die Diagnostik der multiplen Sklerose beginnt meist damit, dass ein Patient aufgrund von einem unerklärlichen Symptom zum Arzt kommt. Dieser ist meist plötzlich aufgetreten, wurde eine Weile nicht ernst genommen und verschwindet nicht. Es kann sich um diverse Symptome handeln, z. B. eine plötzliche Sehstörung oder ein Taubheitsgefühl in Extremitäten oder anderen Körperstellen. Auch Missempfindungen sind sehr typisch.

 

Besteht ein Verdacht auf multiple Sklerose werden meist mehrere Tests vorgenommen. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese, um andere Erkrankungen zu berücksichtigen, eine körperliche Untersuchung, die Untersuchung von Liquor und ein MRT.

Bei der Entnahme vom Liquor (Nervenwasser im Rückenmark) wird die Flüssigkeit auf Entzündungszeichen untersucht. Beim MRT sind Entzündungsherde sichtbar. Wenn beide Veränderungen nachgewiesen werden können, ist es ein sehr sicheres Zeichen für multiple Sklerose.

5. Wie ist der typische Krankheitsverlauf?

Grundsätzlich hat die Erkrankung drei mögliche Verlaufsformen.

 

  1. Der häufigste Verlauf ist der schubförmige. In einem Schub entzünden sich gleichzeitig viele Herde im zentralen Nervensystem, die Symptome sind sehr schwerwiegend und belastend. Nach einigen Tagen bis Wochen klingt der Schub wieder ab, die Symptomatik bildet sich deutlich zurück. Allerdings bleiben nach jedem Schub Schäden zurück, die nicht oder nur teilweise reversibel
  2. Die zweithäufigste Verlaufsform ist die progrediente, also fortschreitende. Die Patienten erleiden keine Schübe, der Zustand verschlechtert sich schleichend, aber kontinuierlich, die Symptomatik bildet sich nicht mehr zurück.
  3. Der schubförmig-progrediente Verlauf ist der seltenste, aber auch am meisten belastend für den Menschen. Dabei handelt es sich um eine Kombination der beiden typischen Verläufe: Die Entzündungen im Nervensystem sowie die Zerstörung der Myelinscheiden ist fortschreitend, zusätzlich wird der Patient mit Schüben belastet. Auch bei diesen Schüben findet eine Remission statt, die aber viel schwächer ausfällt und zusätzliche Schädigungen hinterlässt.

 

MS zählt nicht zu tödlichen Erkrankungen, dennoch sterben viele Patienten an den Folgen. Eine Behinderung der höheren Stufe ist meist das Ergebnis des Verlaufs. Symptomfreies Leben ist mit aktuellen Therapiemethoden noch nicht möglich, dennoch lässt sich die Erkrankung behandeln und lindern, eine konstante Verschlechterung lässt sich ausbremsen, aber nicht vermeiden. So gut wie immer führt eine MS zu einer Behinderung und kann sich im Fortgeschrittenenalter in eine Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit entwickeln. Die Prognosen sind sehr unsicher, bei jedem Patienten entwickelt sich die Erkrankung unterschiedlich, in manchen Fällen kommen gleich zur Diagnostik wenige oder viele Symptome, die sich aber jahrelang nicht bedeutend verschlechtern, bei anderen Menschen ist der Verlauf sehr rasant.

6. Welche Behandlungsmethoden bzw. Therapien gibt es bei Multiple Sklerose?

6.1 Schulmedizin

Multiple Sklerose muss in den meisten Fällen medikamentös behandelt werden. Das Ziel ist es, die Schübe möglichst aufzuschieben. Das Verhindern von Schüben ist kaum möglich. Durch die Medikamente erhalten die Patienten eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Je nach Intensität der Erkrankung und der Verlaufsform kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Die Wahl der Mittel ist individuell und häufig stark mit Nebenwirkungen belastet. Diese werden ebenfalls mit einer medikamentösen Behandlung unterstützt. Ohne Medikamente kommt es deutlich häufiger zu Schüben und die Verschlechterung des Zustandes kann rasant verlaufen.

 

Zusätzlich zu der medikamentösen Behandlung werden verschiedene Therapien und Heilmittel empfohlen. Ebenso werden Patienten im weiteren Verlauf der Erkrankung mit Hilfsmitteln versorgt.

6.2 Naturheilkunde

In der Naturheilkunde gibt es aktuell kein wissenschaftlich nachgewiesenes wirksames Mittel. Cannabidiol (lesen hier über die CBD Wirkung), ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff aus der Cannabis-Pflanze, erfreut sich jedoch immer größer werdender Beliebtheit unter MS-Patienten, da es durch seine entzündungshemmende und entkrampfende Wirkung genau an den MS-typischen Symptomen ansetzt.

6.3 Alternative Therapieformen

Aktuell wird intensiv geforscht, inwiefern multiple Sklerose mit einem Vitamin D-Mangel in Verbindung steht. Viele Neurologen aber auch Heilpraktiker empfehlen eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sowie dem regelmäßigen Aufenthalt in der Sonne. Teilweise wird mit Dosierungen gearbeitet, die zehnfach bis hundertfach über dem täglichen Bedarf liegen, dies sollte ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht geschehen. Vitamin D-Mangel ist in Europa und den USA relativ häufig vertreten, in den Ländern, in den deutlich seltener MS vorkommt, ist auch der Vitamin D-Mangel seltener vertreten. [2]

7. Gibt es Hausmittel für Multiple Sklerose?

Es sind keine Hausmittel gegen multiple Sklerose bekannt. Unterstützen kann man den milderen Verlauf der Erkrankung durch einen gesunden Lebensstil, ausreichend Bewegung sowie dem Verzicht auf Zigaretten und Alkohol.

8. Wie kann man Multiple Sklerose vorbeugen?

Es sind keine Methoden bekannt, um die Erkrankung vorzubeugen.

9. Weitere therapeutische Verfahren

Da die Erkrankung aufgrund verschiedenster Verläufe und Symptome sehr individuell ist, wird die Behandlung durch verschiedenste weitere Behandlungen beliebig ergänzt. Für die Behandlung und Betreuung eines Patienten mit multipler Sklerose ist ein hochprofessionelles, interdisziplinäres Team notwendig. Während die behandelnden Ärzte nur temporär für den Patienten da sind, werden die Therapeuten zu ständigen Begleitern und werden zu Vertrauens- und Bezugspersonen.

Mit den zusätzlichen Behandlungen soll ein möglichst selbstständiges und wenig eingeschränktes Leben so lange wie möglich erhalten werden. Viele junge Patienten möchten so lange wie möglich im Beruf bleiben, was durch intensive Behandlung gewährleistet werden soll. Auch Aktivitäten wie das Führen von Kraftfahrzeugen ist für Menschen ein wichtiger Bestandteil ihrer Lebensqualität und soll möglichst lange erhalten werden.

 

Ergotherapie

Die ergotherapeutische Behandlung bei MS gehört mittlerweile zu den empfohlenen Langzeitbehandlungen. In der Ergotherapie werden nicht nur psychische und physische Symptome behandelt, sondern auch komplexe und hilfreiche Strategien zur Alltagsbewältigung entwickelt. Wichtige Ziele, die in der Ergotherapie verfolgt werden sind unter anderem folgende:

  • Schmerzreduktion in Gelenken und anderen Bereichen des Bewegungsapparates
  • Verbesserung des Gleichgewichts
  • Erhalt oder Steigerung der Kraft
  • Erhalt der Oberflächen- und Tiefensensibilität
  • Entwicklung von Frustrationstoleranz
  • Verbesserung der psychischen Stabilität
  • Optimierung der häuslichen Abläufe und Erhalt der Selbstständigkeit
  • Umgang mit Emotionalität mit ausdruckszentrierten Methoden
  • Entfaltung der persönlichen Kreativität
  • Hobbyfindung
  • Motivationstraining und das Setzen von persönlichen Zielen
  • Training von grob- und feinmotorischen Fähigkeiten
  • Kognitives Training
  • Umgang mit Hilfsmitteln, wie z. B. ein Rollstuhl

 

Die ergotherapeutische Behandlung fällt je nach Bedürfnissen des Patienten sehr unterschiedlich aus. Im Vordergrund stehen immer die persönlichen Ziele des Menschen, der Betroffene entscheidet über den kompletten Therapieverlauf mit. Gespräche in den Therapiesitzungen sind ein weiteres, unterstützendes Medium. Ergotherapie ist eine handlungsorientierte Behandlungsmethode und grenzt sich von der Physiotherapie und Psychotherapie ab.

 

Psychotherapie

Die psychologische Betreuung ist für viele Patienten ein unentbehrlicher Bestandteil der Therapie. Multiple Sklerose löst bei vielen Menschen Depressionen aus, das Krankheitsbild ist mit Zukunftsängsten, Schmerzen und Hoffnungslosigkeit verbunden. Die Suizid-Rate ist bei MS-Patienten enorm hoch. In der psychotherapeutischen oder psychiatrischen Behandlung werden Kompensationsstrategien erarbeitet, Ängste können fachmännisch betreut werden. Eine medikamentöse Behandlung ist in manchen Fällen ebenfalls notwendig.

 

Psychohygiene sollte auch betrieben werden, wenn keine therapeutische Begleitung stattfindet. Dazu gehören bewusste Entspannungsübungen, Motivationstraining, ein bewusster Umgang mit Gefühlen und auch das Pflegen von sozialen Kontakten. Wer sich gegen eine Psychotherapie entscheidet, kann in einer MS-Selbsthilfegruppe Unterstützung erhalten.

 

Tiergestützte Therapie

Von der tiergestützten Therapie profitieren die Patienten mit einer multiplen Sklerose enorm. Auf einer emotionalen, kognitiven und körperlichen Ebene können Tiere den Patienten zu mehr Handlung, Selbstbewusstsein und Bewegung verleiten. Gut geeignet sind vor allem Hunde und Pferde. Tiergestützte Therapie mit einem Hund wird häufig in der Kombination mit der Ergotherapie angewandt.

 

Reittherapie

Die Reittherapie ist auf vielerlei Ebene sehr förderlich für Menschen mit multipler Sklerose. Das Reiten wirkt sich sehr positiv auf den Bewegungsapparat aus, lindert durch die Lockerung Krämpfe in den Beinen, stabilisiert den Rumpf und erhält die Fähigkeit zu gehen. Auch als eine Gleichgewichtsübung eignet sich die Reittherapie, da der Patient auf dem Pferderücken bewusst und unbewusst die Bewegungen des Tieres ausgleichen muss. Der Schritt des Pferdes sorgt für einen erhöhten physiologischen Muskeltonus und ist ein beliebtes Mittel gegen die Fatigue. Auch eine soziale und emotionale Komponente ist ein wichtiger Teil der reittherapeutischen Behandlung. [3]

 

Physiotherapie

In der Physiotherapie werden körperliche Symptome behandelt. Dazu gehören Krankengymnastik, Massagen, thermische Anwendungen (bevorzugt Wärme), Faszienbehandlungen und viele andere Methoden. Folgende Ziele verfolgt die physiotherapeutische Behandlung:

  • Das Bewegungsausmaß verbessern
  • Durchblutungsförderung
  • Verbesserung der Grobmotorik
  • Verbesserung von Gleichgewicht
  • Gangschulung
  • Lösen von Spastiken und Verspannungen
  • Entspannung von Muskeln
  • Schmerzreduktion im ganzen Bewegungsapparat
  • Verbesserung der Funktionalität des Stützapparates
  • Anbahnen von physiologischen Bewegungen

 

Logopädie

Im fortgeschrittenen Stadium der multiplen Sklerose kann eine logopädische Behandlung hilfreich sein. Dabei soll die Fähigkeit, Essen zu kauen und zu schlucken erhalten werden, der Muskeltonus im Gesicht normalisiert und auch die Sprachfähigkeit gefördert werden. Wenn die Entzündungsherde das Sprachzentrum angreifen, kann mit einer logopädischen Intervention die Sprache wiederhergestellt oder deutlich verbessert werden.

10. Sport bei multipler Sklerose

Viele Menschen erkranken im jungen Alter an der multiplen Sklerose, der Sport spielt aus Hobby und Ausgleich für viele eine wichtige Rolle. Im Verlauf der MS kommt es immer zum Abbau von Muskelmasse, damit fällt die körperliche Kraft und die Aktivitäten des täglichen Lebens werden immer schwerer zu bewältigen. Das Aufrechterhalten der körperlichen Fitness wird daher empfohlen. Grundsätzlich sind alle Sportarten, die nicht mit Höchstleistung oder einem hohen Verletzungsrisiko verbunden sind, für Patienten mit multipler Sklerose geeignet. Besonders zu empfehlen sind ruhige Sportarten, die den Körper stärken und stabilisieren sowie das Bewegungsausmaß und die Ausdauer trainieren. Dazu gehören z. B. Yoga, Pilates, Fahrradfahren und Schwimmen, Reiten, Tanzen, Gymnastik, Nordic Walking etc.

Von Sportarten, die Gelenke angreifen, wie z. B. Fußball oder Ballett, wird abgeraten. Ebenso nicht zu empfehlen sind Kampfsportarten und Extremsportarten. Das Ausüben von Kraftsport und der Muskelaufbau ist für MS-Patienten kein Tabu, sollte aber ärztlich begleitet werden. Es ist wichtig, den Körper nicht zu zerren und die Ziele langsam verfolgen. [4]

Inaktivität ist für den Verlauf der Erkrankung negativ und auch mit bereits bestehender multipler Sklerose kann man mit Sportarten beginnen.

Quellenverzeichnis:

  1. https://www.rund-um-ms.ch/de/ms-verstehen/zahlen-fakten/
  2. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/multiple-sklerose-ms/fruehsymptome/
  3. https://www.apotheken-umschau.de/Multiple-Sklerose
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31206931
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