Fibromyalgie

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Überblick

Die Fibromyalgie gehört zu Erkrankungen, die noch nicht hinreichend erforscht wurden. Es ist nach wie vor nicht geklärt, ob die Fibromyalgie (auch bekannt als Fibromyalgiesyndrom) eine eigenständige Erkrankung bildet. Die Ursachen für das Schmerzsyndrom sind nicht bekannt. Fibromyalgie zeichnet sich durch einen Muskelschmerz aus, gekoppelt mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Fibromyalgie wird zum Weichteilrheuma gezählt, ist schwer therapierbar und eine psychische Komponente wird für sehr wahrscheinlich gehalten. Betroffen sind zu 90% Frauen, im europäischen Raum sowie in Nordamerika tritt die Erkrankung im Durchschnitt deutlich häufiger auf, als in anderen Regionen. Aktuelle Schätzungen liegen bei 0,4-0,6% der Bevölkerung, Altersdurchschnitt beim Ausbruch der Fibromyalgie liegt bei 50 Jahren.

1. Was ist Fibromyalgie?

Laut der Definition von Fibromyalgie handelt es sich um ein muskuläres, funktionelles Schmerzsyndrom. Dabei treten typische schmerzhafte Druckpunkte auf. Zusätzlich geht die Erkrankung mit Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung einher. Die Ursache für den Schmerz ist allerdings weder an degenerative Prozesse, noch an Entzündungen gekoppelt. Es handelt sich um eine chronische, nicht heilbare Erkrankung, die nur schwer therapierbar ist und ein Leben lang anhält. Typisch sind für die Fibromyalgie sogenannte Tendern Points also Schmerzpunkte an Muskel- und Sehnenansätzen. Die Bezeichnung Fibromyalgie besteht aus drei Teilwörtern, Fibra = Fastern, Mys = Muskel, Algos = Schmerz.

2. Welche Ursachen hat Fibromyalgie?

Die Ursachen für das Entstehen der Fibromyalgie sind nicht bekannt. Von manchen Experten wird das Schmerz-Syndrom für eine Autoimmunerkrankung gehalten, wobei auch Meinungen bestehen, dass es keine eigenständige Krankheit ist, sondern ein Symptom. [1]

Eine psychische Komponente wird oft als ein Faktor vermutet, einige Ärzte gehen davon aus, dass die Erkrankung gänzlich psychischer Natur ist und keinerlei körperliche Ursachen hat. Es könnte sich um eine genetische Veranlagung handeln, aber auch der Punkt ist umstritten. Es wurde bisher kein typisches Merkmal im Erbgut gefunden.

3. Welche Symptome & Anzeichen sprechen für Fibromyalgie?

Die Symptomatik bei der Fibromyalgie besteht aus drei grundlegenden Bereichen:

Schmerzen

Die Schmerzen liegen in den Muskeln und sind das Leitsymptom der Erkrankung. Dabei entstehen sogenannte Tender Points, also Schmerzpunkte in den Muskeln. Diese verursachen dumpfen oder brennenden Schmerz in verschiedenster Intensität. Die Tender Points haben eine sehr typische Verteilung und liegen im Kopf, Nacken, Rücken, Schultern, Bauch, Brustkorb sowie in den Extremitäten. Der Schmerz hält chronisch an und kann sich nach Tagesform verbessern oder verschlechtern, bleibt aber meist an den meisten Tagen im Monat bestehen.

Am meisten betroffene Stellen sind die Ansätze der Muskeln und der Sehnen, die Schmerzpunkte sind relativ klein und haben einen Umfang von ca. einem cm. Insgesamt handelt es sich um 18 bekannte und typische Tender Points, der Schmerz verbleibt an derselben Stelle, kann aber in die Muskeln ausstrahlen. Selten sind alle Schmerzpunkte gleichzeitig betroffen, auch die Verteilung Der Schmerzintensität kann variieren.

Müdigkeit

Die Patienten mit einer Fibromyalgie sind nicht nur durch die Schmerzen, sondern auch durch die dauerhaft anhaltende, schlauchende Müdigkeit geplagt. Das Symptom greift massiv in die Lebensqualität der Menschen ein. Zu der ständigen Müdigkeit und Abgeschlagenheit kommen Schlafstörungen hinzu. Die Patienten leiden an Einschlaf- und Durchschlafstörungen, wachen häufig auf, der Schlaf wirkt sich nicht erholsam auf die Psyche und den Körper aus und wirkt sich auf die Produktivität und kognitive Leistungsfähigkeit aus. Die Patienten sind sehr schnell erschöpft, der Schlaf bringt keine Erholung und das allgemeine Wohlbefinden ist dadurch massiv eingeschränkt.

Depressive Verstimmungen

Depressive Verstimmungen oder sogar Depressionen müssen nicht bei jedem Patienten mit Fibromyalgie auftreten, sind aber häufig vorhanden. Dieses Symptom kann den Menschen durchgehend oder phasenweise begleiten. Das Symptom kann behandlungsbedürftig sein. In einer sehr schweren Variante der Fibromyalgie besteht bei den Betroffenen eine Suizidgefahr. Im Übrigen gehören Schmerzen zu den häufigsten Ursachen für krankheitsbedingten Suizid.

Außerdem kann sich die Erkrankung durch unspezifische Symptome zeigen, die je nach Patient variieren können. Fibromyalgie-Patienten können unter Morgensteifigkeit, Schwellungen in Gelenken und kleinen, sich lösenden Bewegungseinschränkungen leiden. Ebenso kann der Darm betroffen sein, ein Reizdarmsyndrom ist ebenfalls ein unspezifisches Symptom der Erkrankung. Hinzu können Symptome wie Zittern, Kopfschmerzen und Angstzustände kommen. In selteneren Fällen können Augen betroffen sein, die Patienten leiden an einer extremen Lichtempfindlichkeit. [2]

4. Wie diagnostiziert man Fibromyalgie?

Die Diagnostik der Erkrankung ist komplex, da meist keine körperlichen Ursachen gefunden werden können. Die Tender Points weisen keine Entzündungen auf, auch das Blutbild zeigt kein typisches Muster für eine Erkrankung. Die Diagnostik von Fibromyalgie ist mit einem massiven Leidensdruck der Patienten verbunden, da es meist ein lang andauernder, ermüdender Prozess mit viel Frustration ist. Die Fibromyalgie ist eine vorsichtige Diagnose, die immer wieder überprüft werden sollte. Die Schmerzen könnten sehr viele andere Ursachen haben, die man nicht übersehen darf. Für eine endgültige Diagnose müssen mindestens 11 von 18 Schmerzpunkten (laut anderen Spezialisten müssen es 12 von 24 Punkten sein) betroffen sein und der Schmerz muss mindestens drei Monate anhalten. Manche Patienten haben auch schmerzfreie Tage, dennoch sind die Tender Points an den meisten Tagen aktiv.

Differenzialdiagnostik ist von höchster Bedeutung. Während die Mediziner bei den meisten Erkrankungen nach typischen körperlichen Symptomen, organischen Veränderungen und entzündlichen Prozessen suchen, ist es bei der Fibromyalgie nicht der Fall. Hier kann die Diagnose nur gestellt werden, wenn keinerlei nachweisbare, körperliche Symptomatik vorliegt. Um die Fibromyalgie zu diagnostizieren müssen diverse Wirbelsäulenerkrankungen, Radikulopathie, rheumatische Erkrankungen, diverse entzündliche Prozesse, Verletzungen und Infektionen ausgeschlossen werden. Dafür werden auch bei der Diagnostik von Fibromyalgie umfassende Maßnahmen eingeleitet, dazu gehören bildgebende Verfahren wie MRT, Ultraschall, Röntgen aber auch diverse Labortests.

Bis es zu einer endgültigen Diagnose kommt, kann es zehn Jahre und länger dauern, die Symptomatik verschlechtert sich im Laufe der Jahre.

Fibromyalgie-Test

Um die Erkrankung schneller und genauer diagnostizieren zu können, wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt, der dem Arzt eine systematische Erfragung der Symptome ermöglicht. Der Fokus liegt unter anderem auf den Schmerzpunkten und der Verteilung dieser.  Dieser gehört zu den erfolgreichsten Verfahren in der Fibromyalgie-Diagnostik und wird von Spezialisten bevorzugt angewandt.

5. Wie ist der typische Krankheitsverlauf?

Die Fibromyalgie kann eine stärkere und eine schwächere Ausprägung haben. Meist beginnt die Erkrankung mit sehr unspezifischen Symptomen wie Magen-Darm-Reizungen, Abgeschlagenheit, leichten Verspannungen oder Wetterfühligkeit. Bevor die ersten Tender Points aktiv werden, können Jahre vergehen. Die ersten Schmerzen liegen typischerweise im Bereich der Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule, später breitet sich die Erkrankung auf die Extremitäten aus. [3]

Häufig verläuft die Erkrankung in Schüben, nach jedem Schub kann sich der Schmerz verschlimmern oder weitere Schmerzpunkte können dazukommen. In den Schüben sind die Schmerzen massiv, zwischen den Schüben können die Symptome sich vollständig zurückbilden. In manchen Fällen verläuft die Erkrankung konstant und die Schmerzen gehen nur unbedeutend oder gar nicht zurück. Die Symptome werden durch Hitze und Kälte verschlimmert, auch besonders stressige Lebensphasen tragen zur Verschlimmerung der Symptomatik bei. Ebenso berichten Patienten von einer symptomatischen Verschlimmerung während anderer Krankheiten wie Infektionen. Fibromyalgie ist in der Regel nicht heilbar, aber behandelbar, um die Symptomatik zu lindern und dem Patienten ein höheres Maß an Lebensqualität zu sichern.

6. Welche Behandlungsmethoden bzw. Therapien gibt es?

6.1 Schulmedizin

Die Behandlung der Erkrankung ist ein komplexes Verfahren, welches ein interdisziplinäres Team und viel Eigeninitiative des Patienten erfordert. Typisch ist die Tatsache, dass gewöhnliche Analgetika (also Schmerzmittel) keine Linderung verschaffen. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich schwierig, im Vordergrund steht die Entlastung der Psyche des Patienten. In Deutschland wird Fibromyalgie mit folgenden Medikamenten behandelt:

  • Trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin)
  • Duale Antidepressiva (z. B. Duloxetin, Milnacipran)
  • Serotoninwiederaufnahmehemmer (z. B. Fluoxetin)

 

Da es keine nachweisbare körperliche Ursache für das Leiden gibt, können typische Medikamente wie Schmerzmittel, Cortison oder andere Mittel gegen rheumatische Erkrankungen nicht eingesetzt werden. In manchen Fällen werden Muskelrelaxationsmittel eingesetzt, sofern behandelbare Verspannungen vorliegen.

Ansonsten erfolgt die medikamentöse Behandlung rein symptomatisch für die Begleitsymptome, manche Patienten nehmen z. B. Mittel für einen besseren Schlaf. Das Zusammenstellen der Medikamente sollte immer in Absprache mit dem Arzt erfolgen, auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente und Mittel sollte man mit dem behandelnden Arzt absprechen.

Häufig wird eine physikalische Therapie angewandt, um die Symptomatik zu lindern. Dazu gehören verschiedenste Verfahren.

Thermische Verfahren wie Wärmeanwendungen sowie Kryotherapie (also Kältebehandlungen) sind sehr individuell. Nicht jeder Patient findet Erleichterung oder Besserung durch thermische Anwendungen, hier muss die Individualität beachtet werden. Meist vertragen die Patienten entweder Wärme oder Kälte gut.

Wärmeanwendungen

  • Infrarotwärme-Kabine
  • Körnerbäder, z. B. Kirschkerne, Raps oder Linsen
  • Sandliege
  • Fangopackungen sowie Moorpackungen
  • Warme therapeutische Bäder
  • Paraffinbad
  • Wärmebestrahlungen
  • Wickel, heiße Rolle
  • Hot Stone
  • Wärmende Öle

Außerdem können die Patienten selbstständig die Wärme bekommen, wenn sie z. B. warm baden, eine Sauna besuchen oder viel Zeit in der Sonne verbringen.

Kryotherapie

  • Kältekammer
  • Packungen
  • Kältebäder
  • Lokale Behandlungen mit Kältesticks
  • Kalte Luft

Bei der Kryotherapie muss man beachten, wie viel der Patient verträgt und die Art der Anwendung sollte nicht überstrapaziert werden. Die Kälte schwächt das Immunsystem, die Patienten müssen langsam an die Kryotherapien herangeführt und gewöhnt werden, um starke Erkältungen zu vermeiden, welche zu einer allgemeinen Verschlimmerung führen könnten.

Elektrotherapeutische Anwendungen

  • Stanger-Bäder
  • Ultraschall
  • Ultrareizstrom
  • Laser-Therapie
  • Pulsierende Magnetfeldtherapie

Bei vielen Patienten zeigen Anwendungen mit Strom positive Wirkung.

Entspannungsverfahren

Für die Linderung der Schmerzen sowie der Verbesserung des allgemeinen Zustandes werden immer wieder Entspannungsverfahren eingesetzt. Die meisten Patienten profitieren stark von einem gesenkten Stresslevel, dieser hat eine Auswirkung auf den Muskeltonus und ebenfalls auf das Schmerzempfinden. Es können verschiedene Entspannungstechniken angewandt werden, je nach dem was zu dem Patienten passt und gefällt. Allgemein ist die Behandlung der Fibromyalgie sehr individuell zu betrachten.

Beliebte Entspannungsverfahren und Techniken sind unter anderem folgende:

  • Massagen
  • Yoga
  • Progressive Muskelrelaxation
  • Autogenes Training
  • Meditation
  • Musiktherapie
  • Neurofeedback
  • Emotional Körpertherapie

Die meisten dieser Techniken können sowohl in Gruppen, als auch im privaten Umfeld durchgeführt werden. Manche Patienten benötigen die Motivation einer Gruppe und werden lieber geleitet, andere haben ausreichend Selbstdisziplin und Antrieb, um möglichst regelmäßig die Entspannungsverfahren anzuwenden.

Physiotherapie

Physiotherapeuten mit einem weiten Angebot an Behandlungen können gemeinsam mit dem Patienten herausfinden, welche Maßnahmen Linderung schaffen. Sehr häufig kommt Krankengymnastik zum Einsatz. Durch die Schmerzen flüchten die Patienten häufig in eine Schonhaltung, welche in einer Kettenreaktion weitere Probleme nach sich zieht und das allgemeine Befinden des Patienten über Jahre verschlechtert. Gemeinsam mit dem Physiotherapeuten werden z. B. Dehnübungen, leichter Muskelaufbau, Rücken- und Gangschule erarbeitet, ebenso kommen Massagen, Fascien- und Triggerpunktbehandlungen sowie thermische Anwendungen zum Einsatz. Auch Wassergymnastik kann den Patienten eine Linderung verschaffen.

Ergotherapie

In der ergotherapeutischen Behandlung liegt der Schwerpunkt nicht nur auf den Schmerzen, sondern auch auf der psychischen Stabilität. Gemeinsam erarbeiten Therapeut und Patient Konzepte, die sich positiv auf den Alltag auswirken. Es werden klare Ziele definiert, an den der Patient in und außerhalb der Therapie arbeitet. Beispielweise nutzen viele Patienten mit Fibromyalgie die Ergotherapie, um ihren Berufsalltag zu gestalten. Verfahren zur Entspannung und Schmerzreduktion werden in der Praxis erlernt, in manchen Fällen ist auch eine Besichtigung und Anpassung des Arbeitsplatzes durch den Ergotherapeuten möglich. Menschen mit einer Depression profitieren ebenso von der Ergotherapie, lernen, ihren Antrieb und die Motivation zu steigern, ebenso beschäftigen die Patienten sich vermehrt mit dem Selbstbewusstsein, Zielstrebigkeit und dem Gefühl für den eigenen Körper.

Sehr positiv wirkt sich in der ergotherapeutischen Behandlung auch der Einsatz von Therapietieren auf die Symptomatik aus. Hunde und Pferde werden gern bei Fibromyalgie-Patienten eingesetzt und wirken auf der körperlichen und psychischen Ebene ein. Einige Menschen verspüren eine deutliche Linderung der Schmerzen durch das Reiten und den Umgang mit Pferden, fühlen sich wacher und gleichzeitig entspannter und können besser schlafen. Auch Hunde können Entspannung bieten, mehr psychische Stabilität und Ruhe reinbringen und für Erfolgserlebnisse sorgen.

Ebenfalls eine wichtige Seite der ergotherapeutischen Behandlung ist die Anwendung der handwerklich-gestalterischen Techniken. Die Patienten können durch kreative und handwerkliche Tätigkeiten ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, Trost finden und Erfolge verspüren. Viele Patienten mit Fibromyalgie lernen Ergotherapie auf einer Kur kennen und übernehmen einige erlernte Techniken für das alltägliche Leben.

Psychotherapie

Die Psychotherapie ist nicht für jeden Patienten notwendig, kann aber vor allem bei einer ausgeprägten depressiven Symptomatik Abhilfe schaffen. Der chronische Schmerz ist eine massive Belastung für die menschliche Psyche, manche Patienten werden im Laufe der Zeit suizidgefährdet. Das Schmerzmanagement zu erlernen ist unter anderem eine Kopfsache und ein erfahrener Therapeut kann dem Patienten Strategien vermitteln. [4]

Auch zur Behandlung von Angststörungen ist eine regelmäßige psychotherapeutische Behandlung sehr vorteilhaft. Da die Patienten keine körperlich nachweisbaren Symptome zeigen, fühlen sie sich häufig nicht ernstgenommen von ihrer Umgebung. Auch der Umgang mit den Angehörigen kann ein wichtiges Thema in der Therapie werden. Alternativ oder begleitend sind Selbsthilfegruppen sehr zu empfehlen.

Weitere Verfahren

Rauszufinden welche Behandlung tatsächlich eine positive Wirkung auf die Lebensqualität des Patienten hat ist ein langer Weg, es gibt viele Möglichkeiten, die man ausprobieren kann. Folgende Auswahl findet immer wieder erfolgreich Anwendung:

  • Akupunktur
  • Hypnose
  • Tai Chi
  • QiGong
  • Tanztherapie
  • Sporttherapie
  • Akupressur
  • Feldenkrais
  • Wirbelsäulentherapie
  • Osteopathie
  • Magnetfeldtherapie
  • Tiergestützte Therapie

6.2 Naturheilkunde

In der Naturheilkunde gibt es sehr viele Möglichkeiten, den Verlauf der Erkrankung zu unterstützen. Viele Pflanzen zeigen eine positive, entspannende und schmerzreduzierende Wirkung auf die Erkrankung und werden unterstützend angewandt.

  • Fenchel
  • Pestwurz
  • Baldrian
  • Brennnessel
  • Curcuma
  • Johanniskraut
  • Maca
  • Teufelskralle
  • Arnika
  • Kamille
  • Passionsblume
  • Lapacho
  • Hanf (hier vor allem CBD)
  • Mistel
  • Passiflora
  • Ingwer

Die Pflanzen werden als Tees, Öle, Kapseln oder Pulver (Gewürze oder Zusätze) verwendet und haben auf jeden Patienten eine individuelle und teils eine stärkere und teils keine Wirkung. Hier gilt es für sich selbst rauszufinden, welche Pflanzen positiv für den Verlauf sind. Bei Unsicherheiten sollte man den Arzt konsultieren.

6.3 Alternative Therapieformen

Im Bereich der Alternativmedizin gibt es sehr viele Möglichkeiten, die Behandlung zu unterstützen. Beliebt ist die Anwendung von homöopathischen Mitteln, die von einem erfahrenen Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Homöopathie oder einem Arzt verschrieben werden. Ebenso finden Schüssler Salze und Bachblüten Anwendung.

Beliebt sind auch Methoden wie Aromatherapie, die Aromen sollen eine entspannende Wirkung auf die Psyche haben und die Belastung reduzieren. Auch Akupunktur und Akupressur können Abhilfe schaffen.

Die alternativen Heilverfahren sind wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dennoch finden viele Patienten eine Hilfe in der Alternativmedizin.

7. Gibt es Hausmittel für Fibromyalgie?

Es sind weniger Hausmittel und mehr der Lebensstil, der sich positiv auf die Symptomatik auswirkt. Der Patient kann sehr viel zuhause tun, um weniger Schmerzen zu haben. Dazu gehören z. B. alle Verfahren, die mit einer Stressreduktion einhergehen und sich grundsätzlich entspannend auswirken. Es gilt rauszufinden, was dem Patienten guttut.

Organisierter Schlaf

Es gilt möglichst dafür zu sorgen, einen erholsamen Schlaf zu bekommen. Da bereits eine Schlafstörung vorliegt ist es umso wichtiger, die perfekten Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört ein abgedunkeltes Zimmer, Frischluftzufuhr, angenehmes Material des Bettbezugs, keine zu hohen Temperaturen im Raum (hier zählt nur das individuelle Gefühl), auch geregelte Zeiten können sehr hilfreich sein. Es kann helfen, im Bett Entspannungstechniken anzuwenden, z. B. die progressive Muskelrelaxation, Phantasiereisen oder simples Sortieren von positiven, schönen aber nicht zu aufregenden Gedanken. Die Patienten müssen versuchen den Druck aus der Aktivität Schlaf rauszunehmen. Viele verfallen in Stress, wenn sie zu Bett gehen: Es sind Ängste im Spiel, dass man wieder nur schlecht einschlafen kann, sich quält, Albträume bekommt oder viele Male aufwacht und am nächsten Tag noch müder ist, als zuvor. Eine positive Grundeinstellung zum Schlaf kann bereits grundlegende Dinge verändern, den Stress reduzieren und für mehr Erholung sorgen. Jeder muss für sich rausfinden, was ihm guttut, manche Patienten profitieren davon, wenn sie vorher ein Buch lesen, leise Musik oder ein Hörbuch hören, mit ihrem Partner sprechen oder dem Haustier kommunizieren.

Auf jeden Fall zu vermeiden sind diverse elektrische Kommunikationsgeräte wie Laptops, Handys, Tablets, auch der Fernseher sollte verbannt werden. Am besten nimmt man die Geräte gar nicht in das Schlafzimmer. Auch bis zu einer Stunde vor dem Schlaf sollte man auf soziale Netzwerke verzichten. Auch sollte man vermeiden Nahrungsmittel und Getränke zu sich zu nehmen, die den Schlaf stören könnten, am besten isst man zwei Stunden vor dem Schlaf nicht mehr und trinkt keine koffeinhaltigen Getränke. Allgemein sollte man direkt vor dem Schlaf nicht zu viel trinken, auch Harndrang kann den bereits unruhigen Schlaf zusätzlich stören.

Grüner Tee

Der grüne Tee ist ein beliebtes Getränk bei Menschen mit einer Fibromyalgie. Die Teepflanze hat viele positive Eigenschaften und sekundären Pflanzenstoffe und wird in vielen Studien untersucht. Durch das Trinken vom grünen Tee wird die Antriebskraft gestärkt, die Müdigkeit geht etwas zurück und der Mensch fühlt sich gestärkt. Diese Wirkung liegt unter anderem am Koffein, aber auch die enthaltenen Stoffe unterstützen den Effekt. Unter anderem wird dem grünen Tee eine leicht schmerzlindernde Eigenschaft zugesprochen.

Wellness

Schmerzreduktion, Entspannung und Verbesserung der Schlafqualität können die Patienten simpel durch Wellness erreichen. Wer also Urlaub machen möchte und gleichzeitig etwas für die Gesundheit tun, wird in einem Wellnesshotel oder einem SPA-Center glücklich. Je nachdem ob Wärme oder Kälte besser vertragen wird können Dampfbäder, Saunen, der Whirlpool, der Swimmingpool, Aromagrotten, Schnellgrotten, Massagen und viele andere tolle Angebote zur Gesundheitsförderung angewandt werden. Viele Patienten berichten nach einer Woche von einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik, der Effekt kann eine längere Zeit anhalten. Wer nicht wegfahren möchte, kann eine Mitgliedschaft in einem Wellness-Center abschließen oder einfach ab und zu einen Besuch in der Sauna oder im Pool genießen.

8. Wie kann man Fibromyalgie vorbeugen?

Die Erkrankung lässt sich nicht vorbeugen, da die Ursachen unbekannt sind. Dennoch werden einige Risikofaktoren vermutet, die die Entstehung der Erkrankung begünstigen könnten. Dazu gehören viele auf die Psyche wirkende Faktoren wie z. B. starker, langanhaltender, destruktiver Stress, Schlafmangel, Überlastung der kognitiven und psychischen Leistungsfähigkeit, bereits vorliegende Depressionen, Angststörungen, traumatische Erlebnisse, Gewalt und sexueller Missbrauch sowie eine posttraumatische Belastungsstörung. Aber auch körperliche Risikofaktoren liegen vor: Dazu gehören eine falsche Körperhaltung, körperliche Überlastung, Bindegewebsschwäche oder eine schwerwiegende Erkrankung akuter oder chronischer Natur. Eine gesunde Lebensweise, Work-Life-Balance und ein achtsamer Umgang mit dem Körper und Geist sind Faktoren, die das Risiko reduzieren können.

9. Sport bei Fibromyalgie?

Durch die Schmerzpunkte und anhaltende Müdigkeit bei der Fibromyalgie verzichten die Patienten häufig weitestgehend auf Sport, da sie nicht den Antrieb haben und sich durch den Schmerz in der Bewegung eingeschränkt fühlen. Dennoch ist Sport oder wenigstens ausreichend Bewegung sehr förderlich und kann die Symptomatik lindern, Begleiterkrankungen verhindern, einen besseren Schlaf beschaffen und das Einschleichen von pathologischen Bewegungsmustern reduzieren. Es kommen diverse Sportarten in Frage. Ob Joggen, diverse Ballsportarten, Schwimmen, Reiten, Yoga, Kraftsport, Wandern, Nordic Walking oder tanzen, auch den Patienten mit Fibromyalgie ist vieles möglich.

Empfohlen wird eine gesunde Kombination aus Ausdauer- und Kraftsport. Kardiosportarten haben allgemein eine positive Auswirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, unterstützen den Stützapparat und helfen dabei einen gesunden Bewegungsausmaß, eine starke Lunge und Normalgewicht aufrechtzuerhalten. Wer Übergewicht hat, sollte dagegen vorgehen. Es ist wichtig möglichst lange gesunde Organsysteme, Mobilität und Fitness zu erhalten, da jede Neuerkrankung die Symptome von der Fibromyalgie verschlimmern kann.

Kraftsport sollte moderat ausgeführt werden, ist aber für die Kräftigung der gesamten Muskeln zuständig. Das schützt vor Verletzungen und Verspannungen, verleiht mehr Energie für den Tag und schützt vor Fehlhaltungen. Wichtig für Anfänger ist aber, sich einen angepassten Trainingsplan erstellen zu lassen und sich in der korrekten Ausführung der Kraftübungen zu schulen. Hier gilt es, die Gelenke zu schonen und die richtigen Muskelgruppen zu belasten. Wichtig ist neben der sportlichen Aktivität auch die Dehnung der Muskeln und Sehnen. Es schützt vor Verspannungen und reduziert den Schmerz.

Der Sport sollte vor allem Freude bereiten und nicht zu einem zusätzlichen Stressfaktor werden, daher wird von Wettkämpfen und Leistungsdruck abgeraten. Wer aber aus dem Sport und dem Erfolg positive Energie schöpfen kann, kann sich durchaus Ziele setzen. Es gibt Patienten mit der Fibromyalgie, die z. B. einen Triathlon schaffen oder einen Marathon laufen. [5]

Wer keine Erfüllung im Sport findet, sollte sich dennoch ausreichend bewegen. Es können auch leichte Tätigkeiten wie Spaziergänge, Fahrradstrecken oder 10 min Gymnastikübungen sein.

10. Ernährung bei Fibromyalgie?

Ob die Ernährung eine Auswirkung auf den Verlauf der Erkrankung hat, ist umstritten. Daher gilt auch hier das persönliche Empfinden. Es wird empfohlen, sich vitaminreich und zum großen Teil pflanzlich zu ernähren und Lebensmittel zu meiden, die den Organismus belasten. Auch das Essen in kleineren Portionen kann sich positiv auswirken. Wichtig ist es gesunde Öle aus Pflanzen, z. B. Kokosöl in die Ernährung einzuschließen und auf Nüsse und Samen zurückzugreifen. Manche Patienten spüren eine Verbesserung, wenn sie auf Zucker und Fertigprodukte verzichten. Jede Belastung des Organismus kann die Symptomatik verschlimmern. Es gibt speziell für Patienten entwickelte Ernährungspläne, die ausprobiert werden können.

Ausreichend zu trinken wirkt sich ebenfalls positiv auf den Verlauf aus. Es wird empfohlen mindestens einen Liter pro 25 kg Körpergewicht zu trinken, bei sportlichen Aktivitäten sollten es 1 Liter pro 20 kg Körpergewicht sein. In jedem Fall liegt die untere Grenze für einen erwachsenen Menschen bei 2 Liter am Tag.

11. Fibromyalgie bei Kindern?

Leider kann die Erkrankung bereits im Kindesalter ausbrechen und ist für die kleinen Patienten sehr belastend.  Ein empathischer Umgang der Angehörigen sowie gezieltes Anwenden von Entspannung hilft dem Kind. Hier ist es wichtig, den Leistungsdruck zu reduzieren aber dennoch das Kind nicht vollständig von Anstrengung befreien, damit das Kind nicht lernt, die Symptome als eine Ausweichmöglichkeit vor Anstrengung zu nutzen. Grundsätzlich ist auch für Kinder mit Fibromyalgie möglich, ein normales Leben zu führen, eine hohe Bildung zu bekommen und einen ganz normalen Alltag zu haben. Bei Kindern wird die Fibromyalgie meist nur sehr spät erkannt, deswegen werden die Diagnosen erst im Teenager-Alter gestellt, obwohl die ersten Schübe auch in der Grundschule oder im Kindergarten ausbrechen können. Es ist empfehlenswert, einen kleinen Patienten durch ergotherapeutische und physiotherapeutische Behandlung begleiten zu lassen und viel mit dem Kind zu sprechen, auch Kinderpsychologen können die Behandlung unterstützen. Medikamente werden bei Kindern nur sehr selten angewendet.

Quellenverzeichnis:

  1. http://flexikon.doccheck.com/de/Fibromyalgie
  2. https://www.fid-gesundheitswissen.de/neurologie/fibromyalgie/so-ist-der-typische-krankheitsverlauf-der-fibromyalgie/
  3. Fibromyalgie: Das erfolgreiche Ernährungsprogramm (Südwest Verlag; Auflage: 6 (25. Juni 2003), Autor: Thomas Weiss)
  4. Fibromyalgie: Ursachen und Therapie einer chronischen Schmerzerkrankung (Verlag Klett-Cotta; 1. Aufl. (2010) Autor: Dr. rer. nat. Armin Köhler
  5. https://www.dr-gumpert.de/html/aktive_behandlung_fibromyalgie.html
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