Nächtliches Zähneknirschen wirkt harmlos. Viele zucken nur die Schultern, wenn sie davon hören. In Wahrheit steht dahinter oft eine komplexe Problematik, die weit über den Kiefer hinausreicht – die Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD. Sie beeinflusst nicht nur das Kausystem, sondern kann sich auf den gesamten Körper auswirken. Wer täglich unter Verspannungen, Kopfschmerzen oder Nackenbeschwerden leidet und damit aufwacht, lebt womöglich längst mit den Folgen, ohne es zu wissen.
Was ist CMD und warum entsteht sie?
Die Craniomandibuläre Dysfunktion ist eine Störung im Zusammenspiel von Kiefergelenken, Kaumuskulatur und Zähnen. Alles greift ineinander, wie bei einem Uhrwerk, bis winzige Veränderungen das Gleichgewicht stören. Schon kleine Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers reichen aus. Stress, Anspannung oder Fehlhaltung wirken sich zusätzlich negativ aus. Der Körper reagiert auf diese Dauerbelastung und versucht, die entstandenen Ungleichgewichte wieder auszugleichen. Die Folge sind muskuläre Verspannungen, Fehlhaltungen und ein dauerhafter Druck auf die Gelenke.
Beschwerden von CMD werden nach wie vor unterschätzt
Die CMD gilt nach wie vor als Nischenthema, obwohl viele Beschwerden, die Patienten bei ihrem Zahnarzt oder Hausarzt schildern, auf diese Störung zurückgehen. Typische Symptome reichen von Kieferknacken über Gesichtsschmerzen bis zu chronischen Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen. Auch Rücken-, Schulter- und Nackenprobleme können ihren Ursprung im Kieferbereich haben.
Weil die Symptome so breit gefächert sind, vergeht bis zu einer endgültigen Diagnose oft viel Zeit und die Ursache wird übersehen. Manche Betroffene suchen jahrelang nach Antworten auf ihre Beschwerden oder nehmen sie einfach hin.
Die Problematik wird dadurch erschwert, dass viele Betroffene sie selbst kleinreden. „Das bisschen knirschen“ denken sie, während es im Alltag immer schwieriger wird. Muskuläre Beschwerden werden aufs Alter geschoben, obwohl eine frühzeitige Diagnose und eine effektive Therapie die Lebensqualität deutlich verbessern könnten.
Betroffene brauchen Entlastung im Alltag
Wer mit CMD lebt, braucht mehr als eine Zahnschiene für die Nacht. Der Alltag verlangt gezielte Strategien, um die Kiefermuskulatur zu entlasten und den Körper in Balance zu bringen. Kleine Veränderungen machen oft schon einen großen Unterschied. So hilft es beispielsweise, auf die eigene Haltung zu achten, gezielte Übungen in den Alltag einzubauen oder Entspannungstechniken wie die progressive Muskelrelaxation zu nutzen.
Auch selbst durchführbare Therapien wie die thermische Behandlung mit Wärme und Kälte sowie wirksame Selbstübungen helfen den Betroffenen, die Beschwerden zu lindern. Wer ein klares Bild von der eigenen Krankheit hat und die Symptome kennt, kann gezielt dagegen vorgehen. Begleitende Physiotherapie unterstützt zusätzlich. Appgestützte Hilfe ist eine moderne Variante, wenn es darum geht, die Beschwerden im Alltag zu erkennen und sie gezielt zu lindern.
Nicht lebensbedrohlich, aber einschränkend
CMD ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, aber sie raubt Lebensqualität. Schmerzen, Erschöpfung und ständige Anpassung werden Teil des Alltags und erschweren konzentriertes Arbeiten, soziale Aktivitäten und körperliche Erholung. Ohne Behandlung werden die Beschwerden sukzessive verstärkt. Da das ein schleichender Prozess ist, merken es viele Betroffene nicht mehr und nehmen es als gegeben hin. Wer hier frühzeitig gegensteuert, kann den Teufelskreis der CMB durchbrechen und wieder mehr Entspannung und Leichtigkeit in den Alltag bringen. Ein Zahnarzt oder Kieferchirurg, der sich der Thematik annimmt und wirklich gut informiert ist, ist für Patienten Gold wert.